Richtig Essen

GfE- Gesellschaft für richtiges Essen und Lebensgestaltung e.V.

„Sülzige“ Beine. Eiweißschwamm beim Lipödem

Erstellt von r.ehlers am Montag 11. August 2014

Vor einigen Wochen hatte ich zur Erläuterung einiger Zusammenhänge zwischen der Ernährung und den Funktionen unserer Lymphsystems auf sehr lesenswerte Beiträge von Dr. Thomas Weiss hingewiesen, der einer der wichtigsten Gesundheitsaufklärer im ganzen Netz ist:

http://www.essenspausen.com/ernaehrung-und-lymphe/

In einem 16-seitigen Beitrag über die Entstehung und Behandlung des Lipödems, einer schweren Fettstoffwechselstörung mit hartnäckigem Übergewicht, an der

  • aktuell mehrere Millionen Frauen in Deutschland am Lipödem erkrankt sind,

erklärt er die besondere Rolle des Lymphsystems für die Entstehung dieser Krankheit, s.

http://www.weiss.de/fileadmin/misc/Lipoedem.pdf.  Da in dieser Darlegung nicht nur die Gründe für ihr Auftreten erklärt werden, sondern auch die vielen Wege, die man – tunlichst gleichzeitig – zu ihrer Behandlung gehen kann, rate ich jeder Betroffenen, sich diese kostenfreie Bröschüre herunterzuladen, um Hilfe zu finden.

– lipoedem.at-

 

Die richtige Ernährung spielt eine Schlüsselrolle bei der Vorbeugung wie auch bei der Therapie dieser typischen Frauenkrankheit. Selten dass Männer betroffen sind.  Um da nicht die wirklich vorhandenen Chancen für eine Besserung selbst im schlimmen Fall zu verpassen, ist es wichtig erst einmal die Krankheit und die Wege ihrer Entstehung zu verstehen.

„Sülzige“ Beine sind das klassische Symptom eines weit fortgeschrittenen Lipödems. Man spricht da von einem Lymphstau in den Beinen infolge einer schwammartigen Ansammlung von Eiweiß und Wasser, der zu einer Verhärtung des lokalen Fettgewebes führt. Angefangen hat es mit einer beidseitigen Vermehrung des Unterhautfettgewebes, vorwiegend an den Beinen, später auch an den Armen. Typisch dafür ist die Neigung der Betroffenen, sich schon bei leichtem Druck „blaue Flecken“  zuzuziehen. Erste Symptome zeigen sich bei den betroffenen Frauen jeweils nach Umstellungen in ihrem Hormonsystem, also Pubertät, Schwangerschaft und Klimakterium.

Zweifelsfrei gibt es wie bei vielen Störungen oft eine familiäre Belastung, also eine genetische Veranlagung. Die entsprechenden Gene schalten sich aber nicht von allein ein. Ist das Umfeld ungünstig, besonders wenn faslch gegessen  wird und man sich zu wenig bewegt, nimmt das Schicksal seinen Lauf.

Bei gesunder Mikrozirkulation treten aus kleinen Löchern in den das frische Blut durch den Körper bis vor die einzelnen Körperzellen leitenden Kapillaren die von den Zellen benötigten Stoffe wie Wasser, Sauerstoff, Mineralstoffe, Zucker und Fette, aber auch die Eiweiße. Diese siebartig angebrachten Löcher sind gerade so groß, dass die roten und weißen Blutkörperchen nicht hindurch kommen. Was die Körperzellen nicht aufnehmen, darf auf diesem Umschlagplatz liegen bleiben, der meist interzellulärer Raum (interstitium)oder nach seinem Entdecker auch der Pischinger Raum genannt wird. Nicht alle Stoffe, die einmal durch die Löcher in den Kapillaren in diesen Raum gedrückt worden sind, können durch die Kapillarlöcher wieder zur weiteren Verwertung in den Blutstrom zurückgenommen werden. Nicht gelingt das den Eiweißen, die zu sperrig sind, um durch diese kleinen Löcher  zurück zu wandern. Das schaffen sie selbst dann nicht, wenn die arteriellen Kapillaren übertrieben durchlässig sind, also vergrößerte Löcher aufweisen. Die Menge an Eiweißen, die dann vor den Körperzellen vor den Zellen liegt, ist dann besonders groß.

Da kommt das Lymphsystem ins Spiel. Das Lymphsystem dient im Zusammenhang mit der Metabolisierung unserer Nahrung im Dünndarm der Aufnahme von Fettsäuren, die es über seine Systeme alsbald in Wasser milchig verteilt in den Blutstrom gibt.Von dort aus werden sie bis an die Fettzellen gebracht, die für ihre Aufnahme spezielle Vorrichtungen haben.

Darüber hinaus dient das Lymphsystem der Aufnahme und dem Abtransport überschüssiger Eiweiße. Zur Aufnahme der Eiweißmoleküle und des überschüssigen Wassers  hat das verzweigte Lymphsystem eigene Kapillaren mit ebenfalls siebartig angeordneten kleinen Löchern. Entscheidend ist, ob diese „Eiweißlast“ von den Lymphkapillaren aufgesaugt werden kann. Gelingt das nicht, weil die Menge an Eiweiß zu groß ist, kommt es zu den schwammartigen Eiweiß-Wasseransammlungen und schließlich zur Blockierung der betroffenen Körperteile, in denen sich die Fettgewebe verhärten und sehr schwer abbaubar sind.

Die Erklärung der Entstehung des Lipödems ist nicht bis in alle Details komplett gesichert. Da aber gar kein Zweifel daran besteht, dass es diese Ansammlungen von Eiweißen sind, die die Entstehung der hartnäckigen Fettpolster verursachen, hat die Therapie, die die Stoffwechselstörung behandelt, gute Cancen der Verbesserung der Situation. Dr. Weiss nennt die verschiedenen Methoden eine multimodale Therapie, bei der er u.a.

  • Lymphdrainage,
  • Kompressionsstrümpfe,
  • apparative Kompression,
  • Vakuummassage,
  • Schröpfmassage,
  • Endermologie ( computergesteuerte Schröpfmassage),
  • wechseknde Kälte- und Wärmeanwendungen,
  • maßvolle  Bewegung (nicht Sport!)
  • und insbesondere eine nicht mit Fett und Eiweiß überlastete Ernährung zum Einsatz bringt.

Leider gibt es endlose Angebote für angebliche Hilfe durch Diäten, Sport, Medikamente oder gar Salben und Wässerchen.  Nichts davon hilft wirklich, kostet aber regelmäßig sehr viel.

Bei der Ernährung ist zwingend darauf zu achten, dass es bei der Verstoffwechslung der Nahrung nicht an den wichtigen Nahrungsenzymen fehlt. Eine ausgewogene Ernährung mit natürlicher Nahrung bringt alle benötigten Mikronährsstoffe mit sich. Wer dann lernt, sein Esverhalten zu kontrollieren und zwischen den Mahlzeiten ausreichende Essenspausen einhält, die eine Verbrennung von Körperfett überhaupt erst ermöglichen, ist auf dem lange, aber richtigen Weg! Wer die Wirkungen des Verzehrs fein gemahlener roher Pflanzennahrung – native Kost – auf die körpereigene Produktion des Esskontrollhormons Serotonin kennt, realisiert neben dem Vorteil der regelmäßigen Grundversorgung mit Vitalstoffen, dass er sein Essverhalten auf einmal viel besser kontrollieren kann.